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Sucht-
prävention

Zwischen Gesellschaftsnorm und Gesundheitsrisiko

Vom geselligen Trinken zum gesundheitlichen Risiko: Einblicke in den Alkoholkonsum in Deutschland

Der Konsum von Alkohol ist in Deutschland fest in der Gesellschaft etabliert. Jeder Deutsche trinkt im Durchschnitt knapp 136 Liter alkoholhaltige Getränke in einem Jahr. Das entspricht über zehn Litern reinem Alkohol. Gerade bei Hektik und Stress greifen viele Menschen zu alkoholischen Getränken, um vermeintlich Entspannung zu finden oder soziale Anlässe zu „bereichern“. Die Kultur des Feierns und des Zusammenkommens wird oft mit dem Konsum alkoholischer Getränke gleichgesetzt, wodurch die Grenze zwischen Genuss und Gefährdung verschwimmen kann.

Die Wahrscheinlichkeit, gesundheitliche Probleme zu bekommen, steigt mit der Menge und der Regelmäßigkeit des Alkoholkonsums deutlich an. Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass nur der sogenannte „Rauschtrinken“ schädlich ist. Bei Männern führt schon ein durchschnittlicher Konsum von 24 Gramm pro Tag, was etwa zwei Gläsern Wein entspricht, zu einem erhöhten gesundheitlichen Risiko. Bei Frauen reicht dafür sogar schon die Hälfte, da ihr Körper Alkohol anders verarbeitet und generell empfindlicher auf die toxischen Effekte reagiert.

Blog-Alkoholsucht

Doch die Risiken beschränken sich nicht nur auf die körperliche Gesundheit. Alkoholkonsum kann ebenso tiefgreifende Auswirkungen auf das soziale Umfeld, die Arbeitsfähigkeit und die psychische Verfassung einer Person haben. Von der Beeinträchtigung der Urteilsfähigkeit und der motorischen Koordination, die zu Unfällen führen kann, bis hin zu langfristigen Konsequenzen wie Abhängigkeit, Leberschäden und erhöhtem Krebsrisiko – die potenziellen Folgen sind vielfältig und schwerwiegend.

Die gesellschaftliche Akzeptanz und die Verfügbarkeit von Alkohol machen es umso wichtiger, über diese Risiken aufzuklären und einen verantwortungsvollen Umgang zu fördern. Gesundheitsprävention und Aufklärung sind entscheidende Schritte, um das Bewusstsein zu schärfen und individuelle sowie kollektive Verhaltensänderungen anzustoßen. Ziel sollte es sein, einen Weg zu finden, der sowohl den kulturellen Stellenwert von Alkohol respektiert als auch die Gesundheit und das Wohlbefinden der Gesellschaft schützt.

Ab wann spricht man von Alkoholsucht bzw. Alkoholismus?

Etwa 1,3 Millionen Menschen in Deutschland gelten als alkoholabhängig. Ca. 300.000 davon befinden sich in Behandlung. Im Schnitt wird eine Alkoholabhängigkeit erst nach 10 bis 15 Jahren behandelt.

Aber ab wann liegt eine Alkoholabhängigkeit vor?

Die Entstehung einer Alkoholabhängigkeit ist eine schleichende, individuell verlaufende Entwicklung. Sie wird oft lange nicht erkannt oder verleugnet. Weder eine bestimmte Menge Alkohol noch das Auftreten von Entzugserscheinungen sind zwingende Voraussetzungen. Eine Alkoholabhängigkeit besteht, wenn während des vergangenen Jahres mindestens drei der sechs Diagnosekriterien gleichzeitig vorliegen:

1. Starkes Verlangen oder ein Zwang, Alkohol zu konsumieren

Dieses unkontrollierbare Bedürfnis manifestiert sich oft in dem überwältigenden Gefühl, dass der Alkoholkonsum unerlässlich ist, um den Tag zu bewältigen oder emotionalen Zuständen wie Stress und Angst zu entfliehen.

2. Toleranzentwicklung: Es sind zunehmend größere Mengen Alkohol nötig,um eine Wirkung zu erzielen.

Diese Anpassung des Körpers führt zu einem Teufelskreis, in dem Betroffene immer mehr trinken müssen, um dieselbe "Erleichterung" oder Euphorie wie zuvor zu erreichen.

3. Fortgesetzter Alkoholkonsum, obwohl Folgeschäden bestehen

Viele Betroffene setzen den Konsum fort, trotz offensichtlicher negativer Auswirkungen auf ihre Gesundheit, ihr soziales Leben und ihre Arbeitsfähigkeit, was die zerstörerische Natur der Sucht unterstreicht.

4. Schwierigkeiten, den Beginn, die Beendigung und die Menge des Konsums zu kontrollieren

Dies spiegelt den Verlust der Selbstkontrolle wider, der zentral für die Definition von Sucht ist und zeigt, wie Alkohol Priorität über die Fähigkeit zur Selbstregulierung erhält.

5. Körperliche Entzugssymptome, wenn kein oder weniger Alkohol getrunken wird

Diese Symptome können von milden Unannehmlichkeiten bis hin zu schweren, lebensbedrohlichen Zuständen reichen und sind ein klares Zeichen für die körperliche Abhängigkeit vom Alkohol.

6. Fortschreitende Vernachlässigung anderer Interessen zugunsten des Alkoholkonsums

Dies unterstreicht, wie Alkohol zunehmend zum Mittelpunkt des Lebens wird, wobei Hobbys, Beziehungen und berufliche Verpflichtungen in den Hintergrund treten.

Mögliche Ursachen für Alkoholsucht

Viele Faktoren begünstigen eine Alkoholsucht. Bei der Entstehung einer Alkoholabhängigkeit nehmen Persönlichkeit, Vererbung und Schicksalsschläge zwar Einfluss, entscheidend sind aber immer individuelle Lernprozesse. Diese können auch bei scheinbar unauffälligen Lebensläufen zu einer Abhängigkeitsentwicklung führen.

Über die Bindung an verschiedene Rezeptoren des Gehirns erzeugt oder verstärkt Alkohol angenehme Zustände oder verringert negative Gefühle. Dadurch wächst die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Konsums.

Bei regelmäßigem Trinken entwickelt sich außerdem eine Toleranz, sodass eine immer größere Menge Alkohol erforderlich wird, um die gleiche Wirkung zu erzielen, oder beim Absetzen Entzugsbeschwerden auftreten. Langfristig kommt es durch strukturelle Veränderungen im Gehirn zur Ausbildung des Suchtgedächtnisses, das sich nicht mehr so einfach löschen lässt und auch für Rückfälle nach längerer Abstinenz verantwortlich gemacht wird. Bei der Entstehung der Alkoholkrankheit (auch Alkoholsucht oder Alkoholabhängigkeit) spielen sowohl psychische, körperliche als auch soziale Faktoren eine Rolle.

Welche Faktoren haben Einfluss auf eine Alkoholabhängigkeit?

Faktoren, die Einfluss auf die Entwicklung einer Alkoholabhängigkeit haben:

  • genetische Veranlagung
  • schwierige soziale Situation
  • Geschlecht
  • psychische Erkrankungen
  • Gruppenzwang
  • kulturelle Einflüsse
  • psychische Traumatisierung

Die Entwicklung der Alkoholsucht ist ein komplexer Prozess, der von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Ein wichtiger Ansatz zur Erklärung der Suchtentwicklung ist das sogenannte „Suchtdreieck„, das die psychologischen, biologischen und sozialen Aspekte der Sucht berücksichtigt.

Suchtdreieck

Unterstützung bei MutmacherWerk

Bei MutMacherWerk finden Eltern und ihre Kinder ein umfangreiches Angebot an Coaches und Trainern, die spezialisierte Präventionsprogramme anbieten. Ob in Gruppen oder in der Einzelbetreuung – wir stehen bereit, um Unterstützung zu bieten und gemeinsam Wege aus der Sucht zu finden.

Das Suchtdreieck:
Verstehen der multifaktoriellen Wurzeln der Alkoholsucht

Biologische Faktoren

Biologische Faktoren

Die Veranlagung zur Alkoholsucht kann genetisch bedingt sein. Menschen mit einem familiären Hintergrund von Alkoholismus haben ein höheres Risiko, selbst süchtig zu werden. Zudem können neurochemische Veränderungen im Gehirn eine Rolle spielen, die das Verlangen nach Alkohol verstärken.

Psychologische Faktoren

Psychische Probleme wie Depressionen, Angststörungen oder traumatische Erfahrungen können dazu führen, dass Menschen Alkohol als Mittel zur Bewältigung ihrer Probleme verwenden. Der Alkohol bietet kurzfristige Erleichterung, was jedoch langfristig zu einer Abhängigkeit führen kann.

Psychologische Faktoren
Soziale Faktoren

Soziale Faktoren

Das soziale Umfeld spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Alkoholsucht. Der Einfluss von Freunden, Familie und gesellschaftlichen Normen kann das Trinkverhalten beeinflussen. Menschen, die in einem Umfeld aufwachsen, in dem übermäßiger Alkoholkonsum akzeptiert oder sogar gefördert wird, haben ein höheres Risiko, süchtig zu werden.

Die Folgen langjährigen Alkoholmissbrauchs

Symptome und Komplikationen, die bei chronischem Alkoholkonsum auftreten können

Wer zu viel trinkt, senkt seine Lebenserwartung erheblich. Alkohol wird für mehr als 200 Krankheiten mit verantwortlich gemacht, er schädigt nahezu jedes Organ.
Besonders häufige körperliche und psychische Folgen:

  • Schlaganfall
  • Demenz
  • Alkoholentzug mit Zittern, epileptischen Anfällen und Delir
  • Sodbrennen
  • Entzündungen, Geschwüre und Krebs an Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm
  • Fettleber, Hepatitis, Zirrhose und Krebs
  • Nierenversagen
  • Hodenschrumpfung
  • sexuelle Funktionsstörungen
  • Nervenschäden und Muskelschwund
  • Persönlichkeitsveränderungen
Alkoholsucht-Folgen

Zudem hat Alkoholabhängigkeit auch soziale Folgen:

  • Gefährdung des Arbeitsplatzes durch verminderte Leistungsfähigkeit und Arbeitsqualität
  • Co-Abhängigkeit der Lebenspartner und Kinder
  • Abnahme der sozialen Kontakte
  • Beeinträchtigung der Verkehrstüchtigkeit
  • hohe Unfallgefährdung
  • verminderte Wahrnehmung
  • längere Reaktionszeiten

Alkoholsucht ist eine ernsthafte Erkrankung, die das Leben der Betroffenen und ihrer Familien stark beeinträchtigen kann. Es ist wichtig zu verstehen, dass Alkoholabhängigkeit nicht einfach eine Frage des Willens ist, sondern eine komplexe Krankheit, die professionelle Hilfe erfordert. Durch Aufklärung über die Ursachen und Risikofaktoren von Alkoholsucht sowie durch Unterstützung und Behandlungsmöglichkeiten können wir dazu beitragen, dass weniger Menschen Opfer dieser zerstörerischen Krankheit werden.

Gemeinsam gegen die Sucht: Präventive Wege bei MutMacherWerk

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Suchtprävention in dein tägliches Leben zu integrieren, über die hier vorgestellten Ansätze hinaus. Die Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Coach kann oft den Unterschied ausmachen, indem sie den Prozess der Suchtprävention erleichtert und beschleunigt. Ein solcher Coach kann gezielt auf persönliche oder familiäre Bedürfnisse eingehen, individuell zugeschnittene Präventionspläne entwickeln und bei deren Umsetzung Hilfestellung leisten. Solltest du oder jemand in deinem Umfeld Unterstützung suchen, zögere nicht, den ersten Schritt zu tun. Unsere qualifizierten Coaches sind bereit, dich oder deine Angehörigen auf dem Weg zu einem suchtfreien und erfüllteren Leben zu unterstützen. Bist du bereit für eine positive Veränderung und präventive Schritte in Richtung Wohlbefinden?

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Über die Autorin

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Nadine Jochim

Nadine Jochim, Gründerin von "Löwenstark durchs Leben", vereint ihre Rollen als Mutter, Krankenschwester und transaktionsanalytische Beraterin, um Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu stärken. Ihre Leidenschaft gilt der Resilienzförderung und der Prävention von Mobbing und Cybermobbing, basierend auf ihrer tiefen Überzeugung, frühzeitig ein Fundament für Selbstbewusstsein und psychische Widerstandskraft zu legen. Mit vielfältigen Kursangeboten und spezialisierten Trainings, zielt sie darauf ab, Herausforderungen selbstbewusst zu begegnen und Empathie und gegenseitigen Respekt zu fördern.
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